Kita-Notbetrieb: “Wir versuchen, allen gerecht zu werden”
Es sind schwierige Zeiten. Der Lockdown belastet alle. Kinder und Eltern, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe-Kita in Wunstorf. Weil die Inzidenzwerte nach wie vor zu hoch sind, bleiben die Kindertageseinrichtungen in der Region Hannover im Notbetrieb – die Kooperative Kindertagesstätte der Lebenshilfe macht da keine Ausnahme.

Etliche Kinder müssen zuhause bleiben und dort betreut werden. „Uns ist bewusst, dass die Situation für viele Familien eine außergewöhnliche Belastung darstellt und mit zunehmender Dauer der Maßnahmen viele an ihre körperlichen und psychischen Grenzen kommen. Dafür haben wir großes Verständnis“, sagt Kita-Leiterin Andrea Venz. „Absolut nicht in Ordnung ist, dass einzelne Eltern uns anfeinden und beschimpfen. Wir prüfen sehr gewissenhaft jede Anfrage und versuchen allen gerecht zu werden, aber aktuell sind nun mal alle Notbetreuungsplätze belegt und unsere Kapazitäten ausgeschöpft.“
Der Notbetrieb gilt für die gesamte Kita, auch die sieben heilpädagogischen Gruppen sind betroffen. „Nichts wäre uns lieber, als endlich wieder in den normalen Betrieb übergehen zu können, aber im Interesse der Kinder mit ihren Familien und auch im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten wir die Beschränkungen momentan noch für notwendig und richtig“, betont Venz. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als das Beste aus dieser Situation zu machen. Wir kümmern uns um die Kinder, die hier sind, führen Reparatur- und Instandhaltungsmaßnahmen durch und verschönern an der einen und anderen Stelle unsere Kita. So bereiten wir uns auf die Zeit vor, in der wieder alle die Gemeinschaft genießen können.“
„Die meisten Eltern haben großes Verständnis und zeigen sich solidarisch und rücksichtsvoll“
Der Hort ist derzeit geschlossen, da keine Nachfrage besteht. In der Krippe sind zurzeit sieben Kinder in der Notbetreuung, auch hier ist die Lage recht entspannt. Mit Unverständnis hingegen reagieren vereinzelt Eltern der Regelgruppe. „Wir hatten zuletzt häufiger Anfragen und Beschwerden über die Auswahl und Vergabe der Notbetreuungsplätze bekommen“, sagt Venz. „Einige Eltern, deren Kinder wir nicht berücksichtigen konnten, fühlen sich ungerecht behandelt. Uns wurde Willkür unterstellt, und wir sahen uns sogar mit dem Vorwurf konfrontiert, wir wollten gar nicht betreuen, obwohl wir es dürften. Mittlerweile ist ein Teil der Elternschaft sogar untereinander zerstritten; es gibt Stress und Neid um die Notbetreuungsplätze, das ist schlimm. Auch die Elternvertretung, die unser Vorgehen unterstützt, wurde häufig behelligt. Wohlgemerkt sind es Einzelne, die sich unangemessen verhalten. Die meisten Eltern haben großes Verständnis und zeigen sich solidarisch und rücksichtsvoll.“
Kita hält sich an Corona-Verordnung des Landes
Fakt ist, dass sich die Einrichtung strikt an die Corona-Verordnungen des Landes hält und diese in Absprache mit der Stadt Wunstorf umsetzt. Im aktuell geltenden Szenario C darf die Kita für maximal die Hälfte der Gruppe im Notbetrieb öffnen, das heißt 13 Kinder dürfen die Regelgruppe besuchen. Die Notbetreuung steht den Kindern nur dann zur Verfügung, wenn mindestens ein Elternteil in einem systemrelevanten Bereich tätig ist und der andere Elternteil (oder auch ein anderes Familienmitglied) die Betreuung nicht übernehmen kann. Ferner muss bescheinigt werden, dass Homeoffice nicht möglich ist. Besondere Härtefälle können ebenfalls Berücksichtigung finden. Darüber hinaus dürfen Kinder, die im kommenden Sommer eingeschult werden, die Kita besuchen, wenn die Anzahl der Notplätze nicht vollständig ausgeschöpft ist.
„Es gibt Familien, die sich ans Jugendamt wenden; sie legen uns dann einen Beleg vor, dass das Kindeswohl gefährdet sei. Andere lassen sich vom Kinderarzt bestätigen, dass ihr Kind psychisch erkrankt ist, weil es nicht in die Kita darf“, sagt Venz. „Natürlich machen wir uns dann Sorgen und kontaktieren die Familien, um dann zu hören, dass eigentlich gar keine Gefährdung des Kindeswohls vorliegt, sondern nur auf „Biegen und Brechen“ ein Notbetreuungsplatz in Anspruch genommen werden soll. Solch ein Verhalten trifft auf unser Unverständnis, denn dies ist nicht im Sinn des Infektionsschutzgesetzes und zudem in hohem Maße unsolidarisch.“
Bislang verzichtete die Einrichtung darauf, die Anmeldungen für die Notbetreuungsplätze wochen- oder sogar tageweise anzufordern, um den bürokratischen Aufwand für die Eltern so gering wie möglich zu halten. Angesichts der aktuellen Entwicklung und des Ärgers, der um die Plätze ausgebrochen ist, musste das nun geändert werden.
Darüber hinaus haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung alle Mühe gegeben, auch die Kinder, die derzeit nicht kommen dürfen, ein Stück weit am Kita-Alltag teilhaben zu lassen. „Die Jungen und Mädchen, die zuhause sind, bekommen jede Woche Post von uns mit Rezepten, Ausmalbildern, Bastel- und Spielideen. Wir wollen den Kindern die Zeit verkürzen und ihnen zeigen, dass wir an sie denken“, sagt Venz. Die Kollegen und Kolleginnen verteilen die Post eigenhändig. „Uns belastet die Situation auch, aber es geht nun mal um den Infektionsschutz – um Schutz für uns alle. Wir würden lieber heute als morgen zum normalen Alltag zurückkehren und wieder voll durchstarten – das ist doch wohl klar.“