Unermüdlicher Kämpfer für Teilhabe: Herbert Burger gestorben

Mehr als 50 Jahre prägte er die Lebenshilfe Seelze. Im Alter von 83 Jahren ist Herbert Burger am 22. Dezember 2020 nach langer schwerer Krankheit in Bokeloh gestorben. Von 1971 bis 2009 leitete Herbert Burger den gemeinnützigen Verein. Unter seiner Federführung sind die heutigen Einrichtungen und Angebote der Lebenshilfe Seelze entstanden und aufgebaut worden. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates und der Stiftung der Lebenshilfe Seelze war er der Einrichtung bis zuletzt eng verbunden.

„Herbert Burger war über vier Jahrzehnte das Gesicht und die Seele der Lebenshilfe Seelze. Er hat den Verein aufgebaut, geprägt und zu dem geformt, was er heute ist“, sagt Lebenshilfe-Vorstand Christian Siemers. „Seine Tatkraft, seine anpackende und unkonventionelle Art werden uns fehlen. Er war ein Macher mit Durchsetzungskraft und politischem Fingerspitzengefühl.“

1966 wurde der Verein in Wunstorf gegründet, damals noch unter dem Namen „Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind, Kreisvereinigung Neustadt/Rbge. e.V.“ 1967 traten Liselotte und Herbert Burger dem Verein bei. Das Ehepaar war 1965 mit ihrem geistig behinderten Sohn von Würzburg nach Wunstorf gezogen. Der damals 28-jährige Burger hatte als Maschinenbauingenieur die Vertretung für eine Behälterbaufirma in Wunstorf übernommen und sich im Frühjahr 1968 in dem Bereich selbstständig gemacht. 1969 wird Herbert Burger Kassenführer und in den damals fünfköpfigen Vorstand gewählt. Obwohl er sich um den Ausbau seiner jungen Firma kümmerte und bis zu 20 Mitarbeiter beschäftigte, steckte er viel Zeit und Energie in das Ehrenamt. Das Privathaus in Bokeloh wurde zur Geschäftsstelle des Vereins.

“Sein Wirken ging weit über die Lebenshilfe Seelze hinaus. Auch auf Landes- und Bundesebene setzte er sich für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung ein. Mit Herbert Burger verlieren wir eine Persönlichkeit mit Weitblick und Sachverstand, Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen – und einer großen Portion Idealismus. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren und die Arbeit in seinem Sinne fortführen.”

Den Verein immer im Blick

Gemeinsam arbeiteten Liselotte und Herbert Burger in jeder freien Minute daran, den Verein und das Angebot weiterzuentwickeln, Räume zu finden, Förder- und Spendengelder einzuwerben und in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit auf ein Tabuthema zu lenken. In den 1970er Jahren wurde die Lebenshilfe mehr und mehr zum Lebensinhalt der Burgers. 1971 übernahm Herbert Burger den Vorsitz des Vereins. 1974 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbandes Niedersachsen gewählt; drei Jahre später übernahm er den Vorsitz und war damit Mitglied der Bundeskammer, die er von 1996 bis 2009 leitete.  Ab 1975 gehörte Herbert Burger acht Jahre zum Landesvorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und engagierte sich zehn Jahre im Aufsichtsrat der Genossenschaft der Werkstätten.

Herbert Burger wird „Mr. Lebenshilfe“

Auf allen politischen Ebenen war er präsent, argumentierte, überzeugte, knüpfte wichtige Kontakte in der Wirtschaft und öffentlichen Verwaltung – immer im Einsatz für die Menschen, die sich nicht selbst helfen können und um Anerkennung und Teilhabe kämpfen müssen. Der Verein wuchs und wurde zum Lebensmittelpunkt der Burgers. Herbert Burger gab seine Firma auf und wurde Geschäftsführer der Einrichtungen. 1984 wurde die Geschäftsstelle in die neu eröffnete Werkstatt nach Seelze verlegt.

2009 Wechsel in den Aufsichtsrat

Im Jahr 2009, nach fast 40 Jahren an der Spitze, zog sich Herbert Burger aus der operativen Vereinsarbeit zurück. Für sein Engagement auf. Vereins- und Verbandsebene sowie für seinen unermüdlichen Einsatz für Menschen mit Behinderungen erhielt Herbert Burger in Niedersachsen und im Bund den Verdienstorden 1. Klasse. 2015 brachte er die Stiftung der Lebenshilfe Seelze auf den Weg. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates war Burger bis zuletzt mit der Lebenshilfe eng verbunden. In rund vier Jahrzehnten wurde aus dem kleinen Elternverein ein wichtiger Träger für die Förderung und Beschäftigung behinderter Menschen in der Region Hannover und einer der größten Arbeitgeber in Seelze.

Pressemeldung vom 23.12.2020 (pdf, 94,86 kB)

Download

Weitere Beiträge

Winterzauber Holtensen öffnet am 2. Dezember von 14 bis 20 Uhr
Winterzauber Holtensen öffnet am 2. Dezember von 14 bis 20 Uhr

Mit dem Winterzauber Holtensen legt die Lebenshilfe Seelze ihren Adventsbasar neu auf. Am Samstag, 2. Dezember, verwandelt sich die Hofanlage in Holtensen in einen festlich illuminierten Weihnachtsmarkt. Neu sind auch die Öffnungszeiten: Von 14 bis 20 Uhr ist der Winterzauber geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Heilpädagogisches Reiten erweitert das Angebot der Frühförderung
Heilpädagogisches Reiten erweitert das Angebot der Frühförderung

Heilpädagogisches Reiten ist eine besondere Förderung, die individuell an die Bedürfnisse des Kindes angepasst wird. Seit Anfang 2023 bietet die Lebenshilfe Seelze diese Therapieform an. Die Arbeit mit dem Pferd fördert das Kind ganzheitlich: körperlich, emotional, geistig und sozial.

Mit Kunst das WIR fördern: Ausstellung in der Stadtkirche Wunstorf
Mit Kunst das WIR fördern: Ausstellung in der Stadtkirche Wunstorf

„Mit Kunst das Wir fördern“ – so lautete der Titel eines inklusiven Kunstprojekts, das die Lebenshilfe Seelze und die Kunstschule Wunstorf im Frühjahr dieses Jahres initiierten. Vom 24. November bis zum 1. Dezember sind die im Projekt entstandenen Werkstücke in der Stadtkirche Wunstorf zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Strahlende Kinderaugen beim Lichterfest in der Kooperativen Kita der Lebenshilfe Seelze
Strahlende Kinderaugen beim Lichterfest in der Kooperativen Kita der Lebenshilfe Seelze

Es funkelte, glänzte und glitzerte an jeder Ecke – Lichterketten, Lampen, Laternen, Lampions und Fackeln tauchten die Wunstorfer Lebenshilfe Kita in ein stimmungsvolles Farbenmeer. Anfang November feierten die Kinder mit ihren Familien und dem Kita-Team ein Lichterfest.

Mitgliederversammlung: Cornelia Fricke und Dr. Max Matthiesen leiten Aufsichtsrat der Lebenshilfe Seelze
Mitgliederversammlung: Cornelia Fricke und Dr. Max Matthiesen leiten Aufsichtsrat der Lebenshilfe Seelze

Die Wunstorfer Volljuristin Cornelia Fricke ist die neue Vorsitzende des Aufsichtsrates der Lebenshilfe Seelze. Als Stellvertreter wählten die Mitglieder des gemeinnützigen Vereins den CDU-Politiker und Rechtsanwalt Dr. Max Matthiesen aus Barsinghausen. Neu im vierköpfigen Gremium ist die ehemalige Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe Seelze Gaby Bauch.

Spende der H.G. Erdmann GmbH: „Dank für langjährige Zusammenarbeit“
Spende der H.G. Erdmann GmbH: „Dank für langjährige Zusammenarbeit“

Mit dem Hagenburger Familienunternehmen H.G. Erdmann GmbH verbindet die Lebenshilfe Seelze eine rund 40-jährige Zusammenarbeit. Das 1972 gegründete Sanitär- und...

Inklusives Wohnprojekt in Wunstorf-Luthe: Baubeginn voraussichtlich 2024
Inklusives Wohnprojekt in Wunstorf-Luthe: Baubeginn voraussichtlich 2024

Die Planung ist abgeschlossen, der Bauantrag wird im Winter eingereicht – das inklusive Wohnprojekt in Wunstorf-Luthe geht in die nächste Runde. Baubeginn ist voraussichtlich 2024; Ende 2025/Anfang 2026 sollen die 21 Wohnungen bezugsfertig sein.

Fachtag: „Selbstvertretungen stärken und auf Augenhöhe ins Gespräch kommen“
Fachtag: „Selbstvertretungen stärken und auf Augenhöhe ins Gespräch kommen“

Am 21. und 22. September treffen sich Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter der Lebenshilfe Seelze zu einem Fachtag. Lebenshilfe-Mitarbeiterin Sonja Kastner erklärt im Interview, worum es dabei geht.