Heilpädagogische Frühförderung feiert Jubiläum: „50 Jahre Stärken stärken“
Seit 50 Jahren begleitet die heilpädagogische Frühförderung der Lebenshilfe Seelze Kinder und ihre Familien in einer sensiblen und herausfordernden Lebensphase. Mit einem Tag der offenen Tür hat die Lebenshilfe das Jubiläum gefeiert. Rund 100 Gäste, darunter KitaFachkräfte, Therapeut*innen, Kinderärzt*innen sowie Vertreter*innen der Stadt Wunstorf und der Region Hannover, kamen am vergangenen Samstag ins Wunstorfer Frühförderzentrum.

1975 entstand die Ambulante Hausfrühförderung, damals noch unter dem Dach der Lebenshilfe-Kreisvereinigung Neustadt e.V. In ihrem Grußwort erinnerte Gaby Bauch, Mitglied des Aufsichtsrates der Lebenshilfe und ehemalige Vorsitzende des Vorstands, an die Anfänge und ihre eigene Tätigkeit in dem Bereich „damals mit einer Handvoll Kolleginnen und Kollegen, ohne eigene Räumlichkeiten. Erst haben wir eine private Wohnung genutzt, dann folgten erste Hausbesuche in den Familien.“ Ziel sei es damals gewesen, Kinder mit einer geistigen Behinderung oder Körperbehinderung und deren Eltern so früh wie möglich zu unterstützen.
„Jedes Kind hat ein Recht auf Förderung, Teilhabe
und ein erfülltes Leben“
„Die Lebenshilfe hat die Frühförderung zu einer Zeit auf den Weg gebracht als Inklusion noch kein gesellschaftlich verankerter Begriff war, getragen von der Überzeugung, dass jedes Kind ein Recht auf Förderung, Teilhabe und ein erfülltes Leben hat“, sagte Cordula Wilberg, pädagogischer Vorstand der Lebenshilfe Seelze. 50 Jahre, das seien unzählige Geschichten, Begegnungen und Entwicklungen und vor allem viele, viele kleine und große Schritte, die gemeinsam gegangen wurden – kurz: 50 Jahre Stärken stärken.“
Netzwerk Frühe Hilfen steht Eltern zur Seite
Was als Nischenangebot begann, entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem etablierten und regional vernetzten Fachbereich mit einem modernen Frühförderzentrum in Wunstorf und einer Außenstelle in Seelze. Aktuell betreuen mehr als 30 Fachkräfte rund 160 Kinder in Wunstorf, Neustadt, Garbsen, Seelze und Barsinghausen. Als größte Errungenschaft bezeichnete Thomas Dierssen, Leiter des Geschäftsbereiches Kindheit und Jugend, die Bildung des Netzwerks Frühe Hilfen. „Früher waren die Eltern meist auf sich allein gestellt, heute steht ihnen ein starkes Netzwerk zur Seite. Die Eltern werden umfassender unterstützt und begleitet.“
Vielfältige Entwicklungsunterstützung
Carola Ludowig, Leiterin der Frühförderung, verwies auf einen Perspektivwechsel: „Der Fokus liegt nicht mehr auf den Defiziten eines Kindes, sondern auf der Förderung der individuellen Stärken.“ Im Zentrum der Arbeit stehe immer das Kind mit seinem Potenzial, seinem Tempo, seiner Geschichte – und eine Familie, die Verständnis und Unterstützung braucht.
Und noch etwas habe sich verändert: Früher kamen vor allem Kinder mit geistigen Beeinträchtigungen oder mit Trisomie 21 zur Lebenshilfe. „Heute haben wir zunehmend Kinder im Autismus-Spektrum, mit Sprachentwicklungsverzögerungen und sozial-emotionalen Auffälligkeiten“, sagte Ludowig. Auch Kinder mit belastenden Lebensumständen, psychischer Instabilität oder fehlender Alltagsstruktur brauchen heute frühzeitige Begleitung. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Profil des Teams: Die Fachkräfte bringen unterschiedliche Zusatzqualifikationen ein – von der tiergestützten Förderung über Marte Meo und Psychomotorik bis zur Waldpädagogik.
Kooperationen mit Kitas
Seit Anfang der 2000er Jahre arbeitet die Frühförderung verstärkt mit Kitas in der Region zusammen. Viele Kinder werden dort begleitet, wo sie einen großen Teil des Tages verbringen – in der Gruppe, im Spiel, im Kontakt mit anderen. Ludowigs Wunsch für die Zukunft sei eine Kita-Landschaft, die sich noch stärker am Bedarf der Kinder orientiere und ausreichend heilpädagogische und integrative Plätze zur Verfügung stellen könne. Die Arbeit in den Kitas sei wertvoll, ergänzt Thomas Dierssen; der langjährige Leiter der Frühförderung betonte aber auch die aktive Rolle der Eltern, die für die Förderung unverzichtbar seien.
In ihren Grußworten würdigte die stellvertretende Regionspräsidentin Ute Lamla die Lebenshilfe Seelze als „kompetenten und verlässlichen Partner“. Wunstorfs Bürgermeister Carsten Piellusch dankte der Lebenshilfe und dem Team der Frühförderung: „Sie geben den Kindern Chancen und leisten wertvolle Teilhabe-Hilfe.“
Die Lebenshilfe sei stolz darauf, was in 50 Jahren gewachsen sei, sagte Cordula Wilberg. „Diese Arbeit bleibt auch in Zukunft unverzichtbar. Lassen sie uns diesen Weg weitergehen – mit Mut, Offenheit und dem festen Glauben, dass jedes Kind einzigartig ist und jede Familie Unterstützung verdient.“
