Unermüdlicher Kämpfer für Teilhabe

Mehr als 50 Jahre prägte Herbert Burger, 1937-2020, die Lebenshilfe Seelze. Von 1971 bis 2009 leitete Burger den gemeinnützigen Verein. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates und der Stiftung der Lebenshilfe Seelze war er der Einrichtung bis zu seinem Tod eng verbunden.

Herbert Burger war über vier Jahrzehnte das Gesicht und die Seele der Lebenshilfe Seelze. Er hat den Verein aufgebaut, geprägt und zu dem geformt, was er heute ist. 1966 wurde der Verein in Wunstorf gegründet, damals noch unter dem Namen „Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind, Kreisvereinigung Neustadt/Rbge. e.V.“ 1967 traten Liselotte und Herbert Burger dem Verein bei. Das Ehepaar war 1965 mit ihrem geistig behinderten Sohn von Würzburg nach Wunstorf gezogen. Der damals 28-jährige Burger hatte als Maschinenbauingenieur die Vertretung für eine Behälterbaufirma in Wunstorf übernommen und sich im Frühjahr 1968 in dem Bereich selbstständig gemacht.

1969 wird Herbert Burger Kassenführer und in den damals fünfköpfigen Vorstand gewählt. Obwohl er sich um den Ausbau seiner jungen Firma kümmerte und bis zu 20 Mitarbeiter beschäftigte, steckte er viel Zeit und Energie in das Ehrenamt. Das Privathaus in Bokeloh wurde zur Geschäftsstelle des Vereins.

Den Verein immer im Blick

Gemeinsam arbeiteten Liselotte und Herbert Burger in jeder freien Minute daran, den Verein und das Angebot weiterzuentwickeln, Räume zu finden, Förder- und Spendengelder einzuwerben und in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit auf ein Tabuthema zu lenken. In den 1970er Jahren wurde die Lebenshilfe mehr und mehr zum Lebensinhalt der Burgers. 1971 übernahm Herbert Burger den Vorsitz des Vereins. 1974 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbandes Niedersachsen gewählt; drei Jahre später übernahm er den Vorsitz und war damit Mitglied der Bundeskammer, die er von 1996 bis 2009 leitete.  Ab 1975 gehörte Herbert Burger acht Jahre zum Landesvorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und engagierte sich zehn Jahre im Aufsichtsrat der Genossenschaft der Werkstätten.

Herbert Burger wird „Mr. Lebenshilfe“

Auf allen politischen Ebenen war Herbert Burger präsent, argumentierte, überzeugte, knüpfte wichtige Kontakte in der Wirtschaft und öffentlichen Verwaltung – immer im Einsatz für die Menschen, die sich nicht selbst helfen können und um Anerkennung und Teilhabe kämpfen müssen. Der Verein wuchs und wurde zum Lebensmittelpunkt der Burgers. Herbert Burger gab seine Firma auf und wurde Geschäftsführer der Einrichtungen. 1984 wurde die Geschäftsstelle in die neu eröffnete Werkstatt nach Seelze verlegt.

2009 Wechsel in den Aufsichtsrat

Im Jahr 2009, nach fast 40 Jahren an der Spitze, zog sich Herbert Burger aus der operativen Vereinsarbeit zurück. Für sein Engagement auf Vereins- und Verbandsebene sowie für seinen unermüdlichen Einsatz für Menschen mit Behinderungen erhielt Herbert Burger in Niedersachsen und im Bund den Verdienstorden 1. Klasse.

2015 brachte er die Stiftung der Lebenshilfe Seelze auf den Weg. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates war Burger bis zuletzt mit der Lebenshilfe eng verbunden. In rund vier Jahrzehnten wurde aus dem kleinen Elternverein ein wichtiger Träger für die Förderung und Beschäftigung behinderter Menschen in der Region Hannover und einer der größten Arbeitgeber in Seelze.