Praktikum im Fachbereich Holz – Ein Beispiel

Bis zu 70 Schülerinnen und Schülern können jedes Jahr ein Praktikum im Berufsbildungsbereich der Lebenshilfe Seelze machen. Oscar war einer von ihnen. Im Frühjahr 2018 konnte der damals 16-Jährige zwei Wochen im Bereich Handwerk mitarbeiten. 

Ein Bericht aus dem Lebenshilfe-Magazin Blickwinkel, Ausgabe 1/2018

Volle Konzentration. Mit Schmirgelpapier schleift Oscar Scharnhorst die Oberfläche des zugeschnittenen Holzstücks. Er ist voll bei der Sache, lässt sich von nichts und niemandem ablenken. Zwei Wochen verbrachte der 16-Jährige im Bereich Handwerk. „Viel besser wären drei oder sogar vier Wochen“, sagt Oscar. Warum? „Na, weil es mir hier so gut gefällt. Die Menschen sind sehr nett. Und die Arbeit macht mir Spaß.“ Oscar fühlt sich wohl an seinem Praktikumsplatz. Strahlend führt er durch die Räume, erzählt von den Dekoartikeln, die hier entstehen, weiß bestens Bescheid über die Fachbereiche.

Erste Einblicke in die Berufswelt gewinnen

Oscar hat eine geistige Entwicklungsverzögerung, im Sommer beendet er die 9. Klasse der IGS Roderbruch. Das Praktikum dient dazu, Praxisluft zu schnuppern und erste Einblicke in die Berufswelt zu gewinnen. Für Oscar stand schon früh fest, dass es etwas Handwerkliches sein soll, am besten mit Holz. Und wer ihn beim Schmirgeln, Sägen und Hobeln beobachtet, sieht sofort: Es war die richtige Wahl. Mit Begeisterung und viel Geschick ist er bei der Sache. Stolz zeigt Oscar sein „Gesellenstück“, einen Holzlöffel, den er in mühevoller Kleinarbeit hergestellt hat.

Das sagen die Eltern
Sonja Scharnhorst und Eric Holthoff, Hannover:

„Mit Einrichtungen wie der Lebenshilfe hatten wir bislang keine Erfahrungen. Oscar ging in den Regelkindergarten und auf eine Regelschule. Wir hatten Vorbehalte, weil wir nicht wussten, wie ein Praktikum hier abläuft. Unsere Unsicherheit verflog aber schnell. Vom ersten Tag an hat sich Oscar wohlgefühlt, war sofort begeistert. Auch wir fühlten uns gut betreut und eng eingebunden. Das fing schon beim Vorstellungsgespräch an. Herr Gehler nahm sich viel Zeit, zeigte das Werk, beantwortete unsere Fragen und zeigte Wege für die Zeit nach der Schule auf. Das hat uns beruhigt. Vor allem aber hat uns die herzliche, freundliche Atmosphäre gefallen, die individuelle Ansprache, der nette Umgang miteinander. Auch das ausführliche Abschlussgespräch gab uns ein gutes Gefühl und die Sicherheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.“

„Es ist immer jemand da, den man fragen kann“

Jeder Arbeitsschritt werde ihm ausführlich erklärt, sagt Oscar „Und es ist immer jemand da, den ich fragen kann.“ „Oscar hat sich schnell eingelebt und toll eingebracht. Schon nach wenigen Tagen gehörte er wie selbstverständlich zur Gruppe“, sagt sein Betreuer Oliver Dahlmann. „Oscar ist aufgeschlossen, kommunikativ, immer freundlich.“ Mit Marvin Schrader, der seit August vergangenen Jahres eine Ausbildung macht, flachst er herum. „Mit Marvin verstehe ich mich super, wir haben viel Spaß.“ Überhaupt seien alle Mitarbeiter und Betreuer sehr nett und hilfsbereit.

„Mit Holz arbeiten, das ist es“

Das Praktikum hat Oscar in seinem Berufswunsch bestätigt. „Mit Holz arbeiten, das ist es.“ Doch noch ist es nicht soweit. Im Sommer wechselt er von der IGS Roderbruch auf die Heinrich-Ernst-Stötzner Schule, eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung, die er bis zur zwölften Klasse besuchen wird. An der Förderschule sei der Unterricht nicht mehr so theoretisch, sondern viel berufsbezogener, hofft Oscar und fügt schmunzelnd hinzu: „Schule, na ja, geht so, hier ist es viel besser.“ Und prompt greift er zum nächsten Holzstück, schleift es, scherzt mit Marvin und lächelt.