Werkstattleiter Jens Künzler sagt nach 40 Jahren „Tschüss“ – und übergibt an neue Doppelspitze

Ende einer Ära: Nach 40 Jahren verabschiedete die Lebenshilfe Seelze ihren Werkstattleiter Jens Künzler in den Ruhestand. An seine Stelle rücken zwei Personen an die Spitze des größten Lebenshilfe-Bereiches mit seinen rund 150 Fachkräften und mehr als 600 Mitarbeitenden: der Maschinenbauingenieur Dr. Klaus Esperschidt und die Psychologin Alea Kreyes.

Es sei ein denkwürdiger Tag, sagte Lebenshilfe-Vorstand Christian Siemers bei der Abschiedsfeier im Torhaus Holtensen. „Jens Künzler war 40 Jahre Herz und Motor der Werkstatt und hat ihre Entwicklung maßgeblich geprägt. Die Werkstatt trägt seine Handschrift.“

Über den Zivildienst kam Jens Künzler Anfang der 1980er Jahre zur Lebenshilfe. Statt Physik zu studieren – wie er es ursprünglich geplant hatte – blieb er in Seelze. „Eine Entscheidung, die ich nie bereut habe. Es war immer das gute Miteinander, das Menschliche und Persönliche, das mich gehalten hat“, sagt der 64-Jährige. Der gelernte Schmied absolvierte eine Zusatzqualifikation, übernahm die Gruppenleitung in der Schlosserei, später die stellvertretende Werkstattleitung und ab 1996 die alleinige Verantwortung für die Werkstätten in Seelze und Holtensen.

„Jens Künzler war der richtige Mann zur richtigen Zeit“, sagte Siemers mit Blick auf die bescheidenen Anfänge in den 1980er Jahren und die Wachstumsjahre in den 90er und 2000erJahren. „Ein unermüdlicher Macher, der sich rund um die Uhr für die Lebenshilfe eingesetzt hat und für die Menschen da war. Er hatte immer Ideen, konnte Menschen mit seiner herzlichen und nahbaren Art für sich gewinnen und mit seiner Begeisterung anstecken.“

„Die Lebenshilfe war immer eine Herzensangelegenheit“: Nach 40 Berufsjahren verabschiedete sich Jens Künzler, Werkstattleiter der Lebenshilfe Seelze, in den Ruhestand. Im Bild mit Lebenshilfe-Vorstand Cordula Wilberg und Christian Siemers.

Dass sich die Lebenshilfe Seelze – 1966 wurde sie als private Elterninitiative gegründet – zu einem modernen Sozialdienstleister und einem der größten Arbeitgeber der Region entwickelt hat, ist auch dem Wachstum der Werkstatt zu verdanken. „Wir wurden permanent größer und professioneller. Die Bedürfnisse veränderten sich, daran haben wir uns strukturell angepasst. Es war immer Bewegung drin“, sagt Künzler.

Nach 40 Berufsjahren verabschiedete sich Jens Künzler nun von „seiner“ Lebenshilfe, die für ihn immer auch eine Herzensangelegenheit war. „Für mich war das nicht nur Arbeitszeit, sondern erfüllte Lebenszeit.“ Der Macher sagte nun „Tschüss“ und legte sein Lebenswerk in neue Hände. Künftig verantworten zwei Personen den Geschäftsbereich Arbeit, zu dem die Werkstatt, der Berufsbildungsbereich sowie der Förderbereich „Arbeit und Leben“ für Menschen mit schweren Beeinträchtigungen gehören.

Technische Leitung Dr. Klaus Esperschidt:
„Mit Menschen für Menschen arbeiten“

Für den technischen Part trägt Dr. Klaus Esperschidt künftig die Verantwortung. Der promovierte Maschinenbauingenieur hat in den vergangenen 25 Jahren in Leitungspositionen der Chemie-, Biotechnologie- und Medizintechnikindustrie gearbeitet, zuletzt als Geschäftsführer eines mittelständischen Diagnostikunternehmens in Heidelberg. Mit dem Wechsel in die Sozialwirtschaft, in eine gemeinnützige Einrichtung, betritt der bis dato international ausgerichtete Manager Neuland. Ein bewusster Schritt, der für ihn nicht so groß ist, wie er von außen erscheinen mag. Mit Menschen zu arbeiten, im Team Lösungen zu finden, sei immer eine große Freude gewesen, betont Klaus Esperschidt. Bei der Lebenshilfe könne er jetzt mit Menschen für Menschen arbeiten – sinnstiftender gehe es kaum. Zudem sei er überzeugt, dass er mit seiner technisch-kaufmännischen Ausrichtung, mit seiner Erfahrung in den Bereichen Qualitätsmanagement, Arbeitssicherheit sowie Personalführung und -entwicklung der Lebenshilfe Seelze neue Impulse geben könne.

Pädagogische Leitung Alea Kreyes:
„Raum für neue Ideen und Angebote schaffen“

Die Psychologin Alea Kreyes übernahm Anfang Februar die pädagogische Leitung des Geschäftsbereiches Arbeit. Themen wie Teilhabe, Selbstbestimmung und Inklusion prägen ihren Werdegang. Schon früh habe sie den Wunsch gehabt, mit und für Menschen mit Beeinträchtigung zu arbeiten. Während ihres Studiums war die 33-Jährige in verschiedenen sozialen Einrichtungen tätig, unter anderem im Ambulant Betreuten Wohnen, im Familienunterstützenden Dienst und im Autismuszentrum Hannover. Zudem engagierte sie sich ehrenamtlich; in Ghana beispielsweise begleitete sie im Rahmen eines Entwicklungsprojekts Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen. Nach ihrem Master ging es nahtlos weiter: ein heilpädagogischer Kindergarten und eine Tagesförderstätte waren die Stationen. Zuletzt zog es Alea Kreyes wieder in die Forschung und Lehre; an der Universität Hildesheim betreute sie in den vergangenen zwei Jahren ein Forschungsprojekt zum Thema Inklusion. Der Wechsel zur Lebenshilfe Seelze sei der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt. Ihr Blick gelte immer den Menschen: „In der neuen Position kann ich mich darauf konzentrieren: Was brauchen die Menschen, die wir hier begleiten? Wie können wir die Rahmenbedingungen so gestalten, dass sie sich bei uns wohlfühlen, dass es ihnen gutgeht, dass sie teilhaben können? Diesen Prozess verantwortlich mitzugestalten, konzeptionell zu arbeiten und Raum für neue Ideen und Angebote zu schaffen, darauf freue ich mich.“

Doppelte Spitze – gemeinsames Ziel

Trotz unterschiedlicher Expertise und Erfahrung eint Alea Kreyes und Klaus Esperschidt Haltung und Anspruch. „Die Lebenshilfe und die Menschen haben enormes Potenzial“, sagt Klaus Esperschidt. So liege ein Schwerpunkt des Duos darauf, „Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen, damit sie eine Befähigung erlangen, am Arbeitsleben teilzunehmen.“ Das beginne bereits im Berufsbildungsbereich. „Wir werden uns stärker daran orientieren, was der Markt braucht. Gemeinsam können wir die Menschen vielschichtig unterstützen.“ Fest steht schon jetzt: Für die Lebenshilfe Seelze hat eine neue Ära begonnen.

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