Energiekrise belastet soziale Einrichtungen
Im Rahmen seiner „Sommertour“ besuchte der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Matthias Miersch zusammen mit Claudia Schüßler, SPD-Landtagsabgeordnete, und Seelzes Stadtrat Johannes Seifert die Lebenshilfe Seelze. Die Auswirkungen steigender Energiekosten und der Corona-Pandemie sowie der Fachkräftebedarf und Reformen der Heilerziehungspflege-Ausbildung waren die Schwerpunkte des rund zweistündigen Treffens.
„Bund und Länder müssen Kostensteigerungen kompensieren“ (v.li.): Cordula Wilberg, Pädagogische Leitung der Lebenshilfe Seelze, Johannes Seifert, Stadtrat Seelze, Claudia Schüßler, entwicklungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion SPD-Bundestagsabgeordneter Dr. Matthias Miersch und Jens Künzler, Werkstattleiter der Lebenshilfe Seelze.
Die Energiekrise belastet zunehmend auch soziale Einrichtungen. „Wir können die immensen Steigerungen nicht abfangen und nur zum Teil an unsere Kunden weitergeben“, betonte Cordula Wilberg, Pädagogische Leitung der Lebenshilfe Seelze. Als Beispiel nannte sie die Großküche. „Wir mussten bereits die Preise anheben, haben aber die Sorge, dass Kunden weniger Essen bestellen. Bund und Länder müssen zu ihrer Verantwortung stehen und die Kostensteigerungen kompensieren.“ Anderenfalls würden viele Einrichtungen in Niedersachsen, die ohnehin unter den Folgen der Pandemie litten, wirtschaftlich unter Druck geraten.
Mangel an HEP-Nachwuchs: Schulgeldbefreiung überfällig
Auch personell sei die Lage in der Sozialwirtschaft angespannt. Stichwort Fachkräfte: In den Bereichen Wohnen, Frühförderung, Autismus und Kita sei der Bedarf besonders groß, sagte Wilberg. „Wir brauchen qualifiziertes Personal, um die hohe Betreuungsqualität sicherzustellen und auf lange Sicht unseren sozial-politischen Auftrag erfüllen zu können“, mahnte Wilberg. Der demografische Wandel werde die Situation weiter verschärfen. „Allein in den nächsten zehn Jahren geht rund ein Viertel unseres Personals in den Ruhestand.“ Doch schon jetzt können neue oder freie Stellen nicht adäquat besetzt werden. Ein Grund: Die Ausbildung im Bereich Heilerziehungspflege, kurz HEP, müssen Auszubildende selbst zahlen. Rund 100 Euro monatlich müsse der HEP-Nachwuchs für das Schulgeld aufbringen. Für die meisten jungen Menschen sei das untragbar, eine Ausbildungsreform daher überfällig, forderte Wilberg. Um die Ausbildung attraktiver zu machen und mehr junge Menschen für diesen Beruf zu motivieren, müssen Bund und Land die Rahmenbedingungen verbessern und beispielsweise das Schulgeld übernehmen.