Mein FSJ: Nele

„Durch das FSJ habe ich meinen beruflichen Weg gefunden“

Nele Anton, 18, ist seit August 2019 bei der Lebenshilfe Seelze. Im Bereich ‚Arbeit und Leben‘ unterstützt und begleitet sie Menschen mit schweren Behinderungen. Wegen der Corona-Pandemie hat sie ihr FSJ auf zwei Jahre verlängert. Ein Erfahrungsbericht.

„Den Realschulabschluss in der Tasche – was nun? Diese Frage habe ich mir vor anderthalb Jahren gestellt und mich für ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Lebenshilfe entschieden. Inzwischen bin ich um einige wichtige Erkenntnisse und viele schöne Begegnungen reicher. Vor allem aber: Ich weiß jetzt, welchen beruflichen Weg ich einschlagen möchte.

„Ich kann nur jedem raten, es einfach mal auszuprobieren“

Viele Menschen haben in ihrem privaten und persönlichen Umfeld keine oder nur sehr selten Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderung. Bei mir ist das anders. Meine Tante hat das Down-Syndrom, sie arbeitet in der Wäscherei der Lebenshilfe Seelze. Insofern war mir die Einrichtung schon bekannt. Und ich dachte mir, mit einem FSJ bei der Lebenshilfe kann ich zum einen die Zeit bis ich 18 Jahre werde gut und sinnvoll überbrücken, gleichzeitig Erfahrungen im sozialen Bereich sammeln und mich beruflich orientieren. Dass ich in den Bereich Arbeit und Leben gekommen bin, ist ein glücklicher Zufall. Hier betreuen, begleiten und fördern wir vorwiegend Menschen mit Schwer- und Mehrfachbehinderung, also Menschen, die in ihrem Lebensalltag sehr viel Unterstützung brauchen, sei es bei der Verpflegung, der Körperhygiene oder den einzelnen Arbeitsschritten. Trotz der Schwere ihrer Behinderung ermöglichen wir den Menschen, am Arbeitsleben teilnehmen zu können – mit individuellen Angeboten und intensiver Hilfestellung.

„Ich möchte Heilerziehungspflegerin werden – das steht für mich fest.“

„Jeden Tag sind es Kleinigkeiten, die den Alltag versüßen“

„Das könnte ich nicht“ . . . bekomme ich manches Mal zu hören, wenn ich von meinem FSJ berichte, und so denken wohl viele in Bezug auf die Arbeit mit Menschen mit schweren und schwersten Beeinträchtigungen. Ich kann nur jedem raten, es einfach mal auszuprobieren, mit einem FSJ oder einem Praktikum. Man merkt schnell, ob es was für einen ist. Und ich bin sicher, die meisten werden es gut meistern und von sich selbst überrascht sein. Unsere „besonderen“ Mitarbeiter machen es einem leicht; sie geben so viel zurück, eben auf ihre ganz eigene Art. Jeden Tag sind es Kleinigkeiten, die den Alltag versüßen. Gerade wenn das gegenseitige Vertrauen da ist, und die Menschen ihre Herzlichkeit und Wertschätzung so offen und unverfälscht zeigen. Durch das FSJ habe ich meinen beruflichen Weg gefunden: Ich möchte Heilerziehungspflegerin werden – das steht für mich fest.